Zinsanhebung der FED erst 2016?
Juli 9, 2015 5:00 pmSeit Beginn 2015 machte es den Anschein, als für die US-Notenbank Fed ihren historisch niedrigen Leitzins noch in diesem Jahr anheben. Nun deutet alles darauf hin, dass sich die Erhöhung deutlich verschieben könnte. Dazu rät auch der amerikanisch dominierte IWF.
Gründe zur Vorsicht liefern sowohl die weltweite als auch die heimische Ökonomie, die nach wie vor als noch nicht robust genug gilt. Eine Erhöhung sei jedoch notwendig, wenn sich die US-Wirtschaft weiterhin in die Richtung bewege, die sie derzeit eingeschlagen hat, so das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll zur Sitzung Mitte Juni. Voraussetzung für eine Zinserhöhung sei jedoch nach wie vor ein ausreichend starkes Wirtschaftswachstum.
US-Konjunktur zieht langsam an
Der US-Arbeitsmarkt sorgt weiterhin für positive Überraschungen. Im Mai wurden rund 280.000 neue Stellen geschaffen, was die erwartete Zahl von 225.000 deutlich überstieg. Mit 5,4 Prozent war die Arbeitslosigkeit im Juni so niedrig wie seit sieben Jahren nicht mehr. Auch der Wert für März wurde mit zusätzlichen 34.000 Jobs deutlich nach oben korrigiert. Der März bleibt damit zwar deutlich schwächer, als die sonstige Entwicklung, allerdings zeichnet sich ab, dass es sich dabei um einen Ausrutscher handelte, der von widrigen Umständen wie dem strengen Winter und dem Hafenarbeiterstreik begünstigt wurde.
Der Arbeitsmarkt kann also nach wie vor als robust angesehen werden. Dies bestätigt auch die Entwicklung der Stundenlöhne, die eine Anhebung des Leitzinses beschleunigen könnte. Im Jahresvergleich stiegen sie um 2,3 %, im Vergleich zum Vormonat legten sie im Mai um 8,0 % zu. Damit zeigt sie nicht nur, dass Arbeitskräfte nachgefragt werden, sondern deuten auch darauf hin, dass eine Inflation möglicher wird. Bislang zeigte die Lohnentwicklung lediglich ein moderates Wachstum und verschaffte der Fed somit mehr Zeit. Nun gilt es als immer wahrscheinlicher, dass eine Leitzinserhöhung die Inflation bremsen muss. Auch der Privatkonsum zog in den letzten Monaten spürbar an und kletterte im Mai um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Washington konnte somit den stärksten Anstieg seit 2009 verzeichnen.
IWF rät zur Vorsicht
Der Internationale Währungsfonds IWF empfiehlt der Fed jedoch, mit einer Zinserhöhung zu warten, bis die Anzeichen für eine Lohn- oder Preis-Inflation deutlich stärker ausfallen als derzeit, und geht davon aus, dass dies erst ab 2016 der Fall sein wird. Zudem schlägt er in seinem Prüfbericht einen wesentlich moderateren Anstieg vor, als bislang erwartet und spricht für den Jahresdurchschnitt 2016 von lediglich 0,8 Prozent. Das Normalniveau von 3,5 Prozent soll erst 2019 erreicht werden. Grund für diese Empfehlung könnte allerdings weniger der US-Arbeitsmarkt sein. Der IWF warnt ebenfalls vor einer weiteren Aufwertung des Dollars, die das Wachstum deutlich bremsen und das Leistungsbilanzdefizit anwachsen lassen könnte.
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Uneinigkeit über Auswirkungen der Griechenlandkrise
Auch die internationale Wirtschaft liefert der Notenbank Grund zur Sorge. Im Fokus liegt unter anderem Griechenland, dessen Einigung mit den Geldgebern spätestens seit dem Referendum immer unwahrscheinlicher wird. Eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds ließ die griechische Regierung bereits aus und bestätigte damit die Bedenken, die bereits bei der Sitzung Mitte Juni von den Mitgliedern der Notenbank geäußert wurde. Viele Teilnehmer gehen davon aus, dass das Scheitern der Verhandlungen von Griechenland und seinen Gläubigern sich nicht nur negativ auf die Finanzmärkte innerhalb der Eurozone, sondern indirekt auch auf die USA auswirken könnte. Die US-Notenbank entscheidet sich deswegen mit möglicherweise dafür, die Entwicklung und die Auswirkungen eines eventuellen Grexit abzuwarten, bevor sie sich zu einer Erhöhung des Leitzinses erhöht.
Unter den Mitgliedern der Fed herrscht diesbezüglich jedoch keine Einigkeit. So äußerte sich der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, James Bullard, jüngst gegen die Möglichkeit, den US-amerikanischen Leitzins von der Griechenlandkrise abhängig zu machen. Er hält eine Zinsanhebung im September nach wie vor für möglich und bewertet die Ansteckungsgefahr für den Rest der Eurozone als gering. Die Europäische Zentralbank könnte mit ihrem Anleiheprogramm möglichen Folgen entgegensteuern, sodass auch die US-Wirtschaft nicht in Mitleidenschaft gezogen würde. Bullard wird bei der Prognose für September von mehreren Beamten gestützt, allerdings gibt es auch entgegengesetzte Stimmen.
Chinesische Wirtschaft als Sorgenkind
Als problematisch gilt derzeit auch die wirtschaftliche Schwäche Chinas. Die dortige Notenbank senkte erst Ende Juni den Leitzins und nutzte diese Möglichkeit bereits zum vierten Mal seit November letzten Jahres. Zusätzlich senkte sie die Mindestreserve-Anforderungen an die inländischen Banken. Vorausgegangen war ein starker Rückgang an Chinas Aktienmärkte. Die Kurse in Schanghai fielen seit Mitte Juni um rund ein Fünftel.
Viele Finanzexperten fürchten deswegen, dass das Platzen der Blase kurz bevorsteht. China hat zudem mit einem schwachen Immobilienmarkt, industriellen Überkapazitäten und einer schleppenden Weltkonjunktur, sowie Überschuldung zu kämpfen. Im Jahr 2015 wuchs die Volkswirtschaft nur um 7,0 Prozent, was den schwächsten Zuwachs seit der Weltwirtschaftskrise darstellt. Viele Schwellenländer zeigen einen ähnlichen Rückgang und sorgen so für eine schwächere Weltkonjunktur.
Euro legt zu
Im Gegensatz zu vorherigen Sitzungen äußerte sich die Fed am Mittwoch deutlich weniger eindeutig zu Zinserhöhungen und sorgte damit, dass der Euro leicht anzog. Die Uneinigkeit der Mitglieder führte dazu, dass dieser von 1,1110 auf 1,1075 Dollar anstieg.
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