RWE verkauft DEA an russischen Investor
März 3, 2015 5:00 pmTrotz der EU-Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise kann der Energie-Konzern RWE seine Tochterfirma an russische Investoren verkaufen. RWE gibt das Gasunternehmen für etwa 5,1 Milliarden Euro an einen russischen Oligarchen ab. Allein die betroffenen Öl- und Gasfelder vor der englischen Nordseeküste sind eine Milliarde Euro wert. Die britische Regierung hatte zwar offiziell Einspruch eingelegt, dennoch scheint das Geschäft für beide Seiten lukrativ zu sein.
RWE kündigte bereits im März 2013 den Verkauf seiner Tochterfirma DEA, die ihren Sitz in Hamburg hat, an. Vor einem Jahr stand dann LetterOne als Käufer fest. Die deutsche Bundesregierung und die EU-Kommission haben dem Verkauf bereits frühzeitig zugestimmt, lediglich Großbritannien leistete aufgrund der Ukraine-Krise Widerstand. Insgesamt mussten 14 Länder dem Geschäft zustimmen.
Verkauf trotz britischem Veto
RWE will DEA bereits seit zwei Jahren verkaufen. Nun
geht der Deal endgültig über die Bühne, obwohl er politisch umstritten ist. Der RWE-Chef Peter Terium sieht den Verkauf gar als Meilenstein für sein Unternehmen. RWE und die Inverstorengruppe LetterOne um Michail Fridman und seine Alfa Group setzten sich über alle Bedenken hinweg. Die Öl- und Gasfelder in der britischen Nordsee gehen nun an die russischen Investoren. Damit ist Großbritannien direkt involviert, kann das Geschäft aber nicht verbieten; sie können lediglich dem Käufer die Förderlizenz entziehen.
London hatte noch am Samstag Bedenken angemeldet. Damit stand der Verkauf bis zuletzt auf der Kippe. Man sorgte sich, dass aufgrund der EU-Sanktionen gegen Russland Einschränkungen entstehen. London verlangte daher den Weiterverkauf der zwölf Gas- und Ölfelder an eine dritte Partei, falls der Verkauf wie geplant durchgeführt würde. Im Falle von Sanktionen gegen die Investoren sah man die Gefahr von Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltrisiken.
RWE bekräftigte jedoch, dass sie den Verkauf abschließen wollen. Vor diesem Hintergrund vereinbarten RWE und LetterOne jedoch bereits im Januar, dass das Geschäft in Großbritannien auf mehrere Jahre von den übrigen Aktivitäten getrennt wird. So kann RWE im Falle von Sanktionen gegen LetterOne die britischen DEA-Aktivitäten innerhalb eines Jahres zurückkaufen. Sanktionen gegen LetterOne seien aber unwahrscheinlich.
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Erleichterung auf beiden Seiten
Trotz allem ist RWE aber mit dem Abschluss zufrieden und die Erleichterung in Essen war groß. RWE sieht in LetterOne einen strategischen Käufer, der langfristig in die Öl- und Gasförderung investieren möchte. Damit sehen sie DEA langfristig auf einem guten Weg. Mit den Einnahmen will das hoch verschuldete Energieunternehmen einen Teil seiner Schulden abbauen. Der Schuldenberg des Essener Konzerns ist mittlerweile auf 31 Milliarden angewachsen. Der DEA-Verkauf wird allerdings erst für das Geschäftsjahr 2015 verbucht, da RWE die Zahlen für 2014 RWE bereits in diesem Monat vorlegt.
Auch die russische Seite blickt positiv nach vorne. Sie wollen das DEA-Geschäft weiterentwickeln und hoffen auf Wachstum. Die aktuelle Wirtschaftslage und der niedrige Ölpreis böten dazu beste Möglichkeiten.
Wie kritisch die Transaktion war, zeigt, dass der Chemiekonzern BASF erst im Dezember ein Geschäft mit dem russischen Konzern Gasprom abbrechen musste. Auch das Stahlunternehmen Salzgitter rechnet mit Gewinneinbußen, nachdem Gazprom den Weiterbau der South-Stream-Gaspipeline eingestellt hat.
Insgesamt erwirbt die LetterOne-Gruppe mit DEA Anteile an etwa 190 Öl- und Gaslizenzen in ganz Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika. Das Unternehmen mit 1500 Mitarbeitern fuhr 2013 einen Gewinn von 500 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 2,1 Milliarden Dollar ein. Das bedeutete ein Zehntel des gesamten Gewinns von RWE. Der Wert von DEA lag im vergangenen Jahr bei etwa fünf Milliarden Euro. Damit liegt der aktuelle Wert – und damit auch der Verkaufswert – etwas höher.
Zukunftschancen für RWE
RWE war seit Ende der 1980er Jahre Anteilseigner von DEA. Das Ziel war damals, einen guten Zugang zu Gas für Kraftwerke und andere Abnehmer zu bekommen. Dies braucht RWE heute nicht mehr. Dank weltweiter Gaspipelines, einem gestiegenen Handel mit Gas und Transportmöglichkeiten per Schiff ist der Zugang zu Gas gesichert. Die Öl- und Gasförderung ist außerdem ein teures Unterfangen. Sie erfordert Investitionen in Milliardenhöhe. 2012 und 2013 musste DEA jeweils etwa 700 Millionen Euro in die Förderung investieren. Diese Summe entfällt bei RWE nun, was sich aufgrund des Schuldenbergs sicher vorteilhaft auswirkt.
Der DEA-Anteil an der Energieversorgung Deutschlands beträgt nur etwa ein Prozent für Öl und zwei Prozent für Gas. Damit bedeutet der Verkauf für RWE aus strategischer Sicht keinen Rückschritt. Lediglich die stabilen Gewinne entgehen RWE nun.
RWE kann seine Schulden nun auf 25 Milliarden Euro senken und damit von einer hohen Zinslast befreien. Damit kann sich die Postion des Energiekonzerns am Kapitalmarkt verbessern. Damit kann RWE in Zukunft auch mehr in die Windenergie investieren.