Postbank nicht mehr an der Börse notiert

August 31, 2015 5:00 pm

Die Deutsche Bank will sich von der Postbank trennen. Daher wird nun auch die Börsennotierung der Postbank eingestellt. Die verbliebenen Aktionäre erhalten eine Abfindung. Allerdings wird es wohl nicht lange dauern, bis wir die Postbank wieder an der Börse sehen. Nach elf Jahren verabschiedet sich die Deutsche Postbank aber erst einmal von der Börse. Am Freitag beschloss die Hauptversammlung der Postbank in Bochum mit großer Mehrheit den Zwangsausschluss der übrig gebliebenen Kleinaktionäre. Das Ziel dieses Schritts ist es, dass die Postbank mit eigenem Kapital und ohne Kleinanleger an der Börse neu durchstarten soll.
Auf der Hauptversammlung nahmen die meisten Kleinanleger die Maßnahme widerstandslos zur Kenntnis. Doch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bedauert die Entscheidung. Die Geschäftsführerin Daniela Bergdolt schlug der Postbank vor, den Kleinaktionären für die neuen Aktien einen Bonus zu gewähren. Zudem gab es auch Kritik an der Höhe der Abfindung, die einige als zu niedrig empfanden.

Abfindung für Aktionäre

Für jede gehaltene Aktie erhalten die Kleinanleger nun eine Abfindung von 35,05 Euro. Die Deutsche Bank hält 96,8 Prozent der Aktien an der Postbank und will sich im Zuge ihrer Neuausrichtung von der Postbank trennen. Für 2015 ist jedoch bereits ein Comeback an der Börse geplant. Bei diesem Vorhaben waren die Kleinaktionäre jedoch ein Hindernis. Dank eines sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags erhalten sie jedes Jahr eine Dividende. Zudem ist ihnen erlaubt, ihre Anteile an die Deutsche Bank zu verkaufen.
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Derzeit liegt der Kurs der Postbank-Aktie bei knapp unter 37 Euro. Er wurde durch Spekulationen auf eine hohe Abfindung künstlich aufgebläht und bedeutet einen gegenwärtigen Unternehmenswert von über acht Milliarden Euro. Zuletzt bewerteten die Wirtschaftsprüfer von Deloitte den Wert der Postbank jedoch lediglich auf knapp sechs Milliarden Euro. Sie hatten für ihre Prüfung die Zukunftsplanung der Postbank ausgewertet. Andere Experten schätzen für einen erneuten Börsengang den Unternehmenswert nur auf vier Milliarden Euro.

Viel Arbeit vor Deutscher Bank und Postbank

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Auf die Postbank kommt viel Arbeit zu , Quelle: Pressebild_Postbank_Zentrale


Ein Unternehmenswerts von vier Milliarden Euro sind überaus schlechte Nachrichten für die Deutsche Bank. Sie muss daher wahrscheinlich noch mehr Milliarden abschreiben als bislang gedacht. Und vor beiden Bankhäusern liegt viel Arbeit. Um die Postbank auf die Zeit ohne den Mutterkonzern Deutsche Bank vorzubereiten, arbeitet man derzeit am Konzept „Fit für die Börse 2.0“.
Frank Strauß, der Chef der Postbank, sagte, dass bis zum geplanten Neustart an der Börse zwar noch einige Zeit vergeht, aber diese müsse genutzt werden, um „Hausaufgaben“ zu erledigen. So soll das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen sinken und die Rendite gesteigert werden. Das Ziel ist, dass die Bank ihre Kapitalkosten verdient. Außerdem soll die Kapitalausstattung weiterentwickelt werden.

Perspektiven für die Postbank

Die Postbank zählt mit 14 Millionen Kunden zu den größten Finanzdienstleistern für Privatkunden in Deutschland. Nach eigenen Angaben erreicht man fünf Millionen Kunden auf digitalem Weg und sieht sich damit selbst als die größte Onlinebank im Land. Doch diese Ressourcen muss die Postbank auch nutzen – in Zukunft ohne Unterstützung der Deutschen Bank.
Die Postbank plant, sich in Zukunft verstärkt um Firmenkunden zu kümmern und das Online-Geschäft auszuweiten. Auch am volumenträchtigen Baufinanzierungsgeschäft wird es Änderungen geben müssen. Bislang musste in diesem Geschäftsbereich zu viel wertvolles Eigenkapital eingebracht werden. Dies war einer der Hauptgründe für die Trennung von der Deutschen Bank.

Probleme der Deutschen Bank

Die Trennung von der Postbank war nur eine von vielen Meldungen, die die Deutsche Bank in den vergangenen Monaten in die Schlagzeilen gebracht hat. Derzeit muss sich Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen gemeinsam mit ehemaligen Spitzenmanagern der Deutschen Bank, darunter seinem Vorgänger Josef Ackermann, wegen Prozessbetrugs in München vor Gericht verantworten. Auch der Libor-Skandal ist längst nicht ausgestanden. Derzeit wird die Deutsche Bank durch immer neue Kosten für Rechtsrisiken belastet. Nun soll John Cryan die Bank wieder auf Vordermann bringen. Er wurde im Juni zum Nachfolger von Anshu Jain bestimmt. Bis zum Frühjahr 2015 führt er das Bankhaus gemeinsam mit Jürgen Fitschen, danach wird er allein für die Geschicke der Deutschen Bank verantwortlich sein. Derzeit wird erwartet, dass Cryan auf der Sitzung des Kontrollgremiums vom 10. bis zum 12. September seine Pläne vorlegt. Starke Kostensenkungen werden wohl Teil seines Programms.
Derzeit versucht sich die Aktie der Deutschen Bank vom Crash in China zu erholen. Dies gelingt ihr aber nur zum Teil. Im August lag die Aktie bei 24,62 Euro und hat sich bislang nur auf 26,37 Euro erholt. Vor den turbulenten Tagen an der Börse hatte sich die Aktie sogar auf knapp über 32 Euro erholt.

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