Grüne Aktien, Ökoaktien, grünes Geld – das sind Termini, die vor einigen Jahren von den harten Anhängern der klassischen Industrien noch als Hirngespinste abgetan wurden. Wer mit „Öko“ Geld verdienen wollte, war ein Fantast.
Bereits in den 90er Jahren wurde jedoch der Good-Money-Index entwickelt, der über seinen Beobachtungszeitraum die klassischen Indizes weit hinter sich ließ. Dieser Index wurde zwischenzeitlich vom NAX, abgelöst, dem „Naturaktien-Index“. Dieser Index umfasst 30 Unternehmen aus aller Welt, welche durch den Anlageausschuss kontinuierlich überprüft werden. Gegründet 1997 hatte der Index sein Allzeithoch im Jahr 2014 mit fast 8.000 Punkten und notiert derzeit bei knapp 7.000 Punkte.
Es ist jedoch naiv zu glauben, dass ein nachhaltiges Aktiendepot automatisch überdurchschnittliche Gewinne beschert. Zum einen wurde der Begriff der Nachhaltigkeit neu definiert und sehr viel enger geschnürt. Zum anderen gab es auch in diesem Wirtschaftssegment nicht nur Überflieger, sondern auch Flops.
Unstrittig ist, dass ein nachhaltiges Aktiendepot durchaus Potenziale bietet, die auch eine gewisse Sicherheit mit sich bringen. Die Einstiegsfrage lautet jedoch erst einmal: „Was sind nachhaltige Aktien?“ Die Definition erfolgt, losgelöst von den Kriterien des NAX, über einen Ausschlusskatalog, welcher unter anderem folgende Punkte berücksichtigt:
- Keine Waffen oder Rüstungsprodukte
- Keine Drogen
- Kein Alkohol und kein Tabak
- Keine Spekulation mit Grundnahrungsmitteln
- Keine Kinderarbeit im herkömmlichen Sinn
- Keine Tierversuche
- Produktion erfolgt unter ökologischen Maßstäben
- Achtung der Menschenrechte der Arbeitnehmer
- Soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern
Anleger messen Unternehmen nicht mehr nur noch am Profit
Natürlich wollen Anleger den höchsten Ertrag mit ihrem Geld erwirtschaften. Dennoch rücken bestimmte Faktoren immer mehr in den Fokus der Anleger, die sich auch in der Kauffreude der jeweiligen Aktie niederschlagen. Aber nicht nur die Entwicklung der jeweiligen Aktie oder des Derivates ist entscheidend, sondern auch die Depot Kosten sind im Auge zu behalten.
Anders ist beispielsweise nicht zu erklären, dass nachhaltig ausgerichtete Fonds seit den 90er Jahren von einem Nischendasein zu festen Größen in der Portfoliostruktur der Anleger geworden sind.
Zu den Maßstäben, welche angelegt werden, gehört beispielsweise, dass westliche Unternehmen, welche in der Dritten Welt produzieren, Mindeststandards an Arbeitssicherheit gewähren und aktiv für die Menschenrechte vor Ort eintreten. Im Rahmen der kontinuierlich fortschreitenden Globalisierung sind diese Länder keine Inseln mehr, sondern eng mit den Industrienationen verzahnt.
Wer die ethisch-sozialen Aspekte eher im Hintergrund sieht, aber dafür rein ökologische Aspekte in den Vordergrund stellt, wird nicht in Fonds investieren, welche mit Grundnahrungsmitteln spekulieren, sondern beispielsweise Unternehmen favorisieren, welche sich mit Süßwassergewinnung oder ökologischer Holzgewinnung beschäftigen, um langfristig sein Aktien Risiko minimieren zu können.
Die Erfahrung zeigt, dass Aktien von Unternehmen in diesen Bereichen eher für ein sicheres Aktiendepot geeignet sind, als Unternehmen, welche als Geschäftsgegenstand rein die Technologien für regenerative Energien betreiben. In diesem Segment der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmen fanden in der jüngeren Vergangenheit ein massiver Verdrängungsprozess und eine Marktbereinigung statt.
Nachhaltigkeit kann sich also auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Aspekten beziehen. Welche letztlich wichtig sind, muss jeder Anleger für sich persönlich entscheiden.
Woran sind nachhaltige Aktien zu erkennen?
Bei vielen Aktien ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass sie eindeutig nicht nachhaltig sind. Umgekehrt wird die Auswahl allerdings schon deutlich schwieriger. Herauszufinden, ob ein Unternehmen über Tochterfirmen oder Subunternehmer nicht doch an Tierversuchen, Kinderarbeit oder Missachtung der Menschenrechte beteiligt ist, ist nicht immer leicht. Anhand folgender Checkliste kann jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit festgestellt werden, ob eine Aktie als nachhaltig einzustufen ist:
- Mitgliedschaft in einem Index:
Indices gibt es für verschiedene Branchen, Länder oder andere Eigenschaften von Unternehmen. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit sind mittlerweile einige Indices entstanden. Neben dem NAX gibt es etwa den STOXX Global ESG Leaders Index oder den Dow Jones Stustainability Index. Anleger sollte allerdings immer genau recherchieren, welche Anforderungen Unternehmen erfüllen müssen, um im entsprechenden Index zu landen. Teilweise bezieht sich die Nachhaltigkeit ausschließlich auf umwelttechnische Aspekte. Andere Indices schließen auch soziale Komponenten mit ein. Wer nicht direkt in einzelne Aktien investieren möchte, kann auch in einen Index ETF investieren, um das Risiko breiter zu streuen. - Mediale Berichterstattung:
Medien setzen sich immer wieder kritisch mit Unternehmen auseinander. Beispielsweise gibt es eine ausführliche Dokumentation über die Arbeit des Lebensmittelkonzerns Nestlé, die dessen Umgang mit dem Grundwasser in Staaten der Dritten Welt näher beleuchtet. Anleger sollten sich daher immer über das Unternehmen informieren, in das nachhaltig investiert werden soll. Hier gilt es allerdings, nicht jeden kritischen Blogbeitrag oder noch so kleinen Skandal stark zu gewichten. Gibt es allerdings viele verschiedene Quellen, die über unzumutbare Bedingungen bei Unternehmen berichten, sollte von der Investition Abstand genommen werden. - Branche:
Pauschale Vorverurteilungen von Unternehmen in Bezug auf dessen Nachhaltigkeit sind sicherlich unangebracht. Trotzdem gibt es Branchen, in denen tendenziell eher auf die Einhaltung der Menschenrechte verzichtet wird. Besonders Textilhersteller lassen auch Kindern in Asien arbeiten. Hingegen setzen reine Solarenergiehersteller grundsätzlich auf eine umweltfreundliche Produktion und tragen allein durch ihr Bestehen zur Nachhaltigkeit bei. - Unternehmenseigene Informationen:
Viele Unternehmen sagen über sich, dass sie nachhaltig agieren und wirtschaften würden. Dass dem nicht auch direkt Glauben geschenkt werden sollte, dürfte klar sein. Trotzdem weisen beispielsweise besondere Auszeichnungen oder Projekte darauf hin, dass ein Unternehmen an der Nachhaltigkeit interessiert ist. Informationen über solche Preise sind immer auf der unternehmenseigenen Website zu finden. Selbstverständlich müssen dann wiederum externe Informationen über wen Wert der Auszeichnungen und Projekte eingeholt werden.
Nachhaltige Aktiendepots werden immer wichtiger
Nachhaltiges Wirtschaften rückt, unabhängig davon, was die Hardliner im Börsengeschäft sagen, immer mehr in das Bewusstsein der Anleger. Klimakatastrophen, auch vor der eigenen Haustür, Umweltkatastrophen, die keine Landesgrenzen kennen und ein Aufbegehren der Bevölkerung in Staaten der Dritten Welt gegen Lebens- und Arbeitsbedingungen machen auch vor Aktiendepots nicht halt. Jeder weiß, dass er durch ein Investment in entsprechend nachhaltig agierende Unternehmen seinen Beitrag leisten kann.
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Ein nachhaltiges Aktiendepot in 4 Schritten aufbauen
Anleger, die vermehrt in nachhaltige Aktien investieren wollen, sollten nichts überstürzen. Der komplette Umbruch des Portfolios sollte gut geplant werden. Um mit nachhaltigen Aktien auch wirklich Geld zu verdienen, sollte folgender Vier-Punkte-Plan in seinen Grundzügen eigehalten werden:
- Kapital freilegen
Zunächst müssen alte Aktien verkauft werden. Dabei gilt es natürlich zu beachten, dass diese nicht auf ihrem Tiefststand liquidiert werden. In Absprache mit dem Bankberater und nach ausgiebiger Informationseinholung können dann die Positionen aufgelöst werden, die ohnehin wenig Rendite bringen oder kurz vor ihrem Allzeithoch stehen. - Geeignete Anlage suchen
Im zweiten Schritt muss der Anleger dann Fonds oder Aktien suchen, in die er investieren möchte. Einige Produkte fallen dabei aufgrund des Kapitalbedarfs bereits von Vornherein weg. Bei der Suche nach der geeigneten Anlage gilt es dann, den Spagat zwischen Renditeaussichten und Nachhaltigkeit zu schaffen. Die Abstriche bei der Rendite sollten nicht zu groß sein, um das komplette Portfolio zu schützen.
- Persönlicher Zeithorizont
Fonds und Aktien werden immer auf eine mittlere Frist hin erworben. Nach zwei bis fünf Jahren sollte sich die Anlage bereits rentiert habe. Bei nachhaltigen Aktien kann sich der Zeitraum nach hinten verschieben. Besonders im Bereich Umwelt dauert es oft Jahre oder gar Jahrzehnte, bis sich Ideen wirklich durchsetzen. Bezieht sich die Nachhaltigkeit aber vornehmlich auf den sozialen Bereich, so gibt es auch jetzt schon Unternehmen, die auf kurze Sicht gute Renditen ermöglichen. - Diversifikation
Wie bei allen anderen Anlagen auch, gilt bei nachhaltigen Aktien, dass das Portfolio diversifiziert werden muss. Dazu ist es unerlässlich, in unterschiedliche Branchen zu investieren. Beispielsweise ausschließlich auf Solarenergie zu setzen, hätte fatale Folgen, wenn die Unternehmen plötzlich nicht mehr vom Staat subventioniert werden. Wichtig ist auch die Entscheidung darüber, ob wirklich das komplette Portfolio nachhaltig sein soll. In einige renditestarke Aktien und vor allem Fonds kann dann nicht mehr investiert werden. Wenn Sie in Investmentfonds investieren möchten, ist Ihnen unser Ratgeber mit 7 hilfreichen Tipps ans Herz zu legen.
Prinzipiell ist es also problemlos möglich, das Portfolio nachhaltig zu machen. Wie bei anderen Anlagen auch, bedarf es einer ausführlichen Recherche und einer durchdachten Investition, um langfristig Erfolg zu haben.
Nachhaltiges Aktiendepot und Rendite – passt das zusammen?
Viele Anleger befürchten, dass nachhaltige Aktien kaum Rendite abwerfen. In der Praxis hat sich dieses Vorurteil bislang nicht bestätigt. Wie bei herkömmlichen Aktien auch, gibt es immer Gewinner und Verlierer. Es gilt allerdings zu beachten, dass nachhaltige Aktien eher auf langfristigen Erfolg aus sind. Besonders junge Unternehmen machen in den ersten Jahren Verluste, bevor die Idee wirklich marktreif wird und Umsatz erzielen kann.
Zudem schrumpft natürlich die Auswahl für Anleger. Viele Unternehmen erfüllen die Nachhaltigkeitskriterien nicht, weshalb sie nicht ins Portfolio aufgenommen werden können.
Die Zukunftsaussichten für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sind aber gut. Ressourcenknappheit und Klimawandel sind die größten Herausforderungen dieser Zeit. Unternehmen, die für beide Probleme Lösungen anbieten, werden künftig auch wirtschaftlich betrachtet großen Erfolg haben. Zudem erzielen Anleger durch die Investition in nachhaltige Aktien nicht nur monetäre Gewinne. Durch das Engagement können Unternehmen gestärkt werden, die beispielsweise besonders faire Löhne an Arbeitnehmer zahlen. Dem Anleger entsteht dadurch zwar keine direkte Rendite, aber zumindest ein Gewinn in moralischer Hinsicht.
Vor- und Nachteile eines nachhaltigen Aktiendepots
Vorteile |
Nachteile |
Investition kann gute Rendite erzielen | Geringere Auswahl an Investitionsmöglichkeiten |
Gute Zukunftsaussichten für nachhaltig wirtschaftende Unternehmen | Kriterien zur Nachhaltigkeit nicht klar definiert und teils relativ schwammig |
Moralisch einwandfreie Investition möglich | Investition tendenziell eher auf lange Sicht |
Nachhaltigkeit hilft nicht nur dem Anleger selbst, sondern auch der Umwelt oder anderen Menschen | |
Nachhaltige Investitionen auch in komplette Fonds möglich | |
Nachhaltige Aktien dank Indizes gut erkennbar |
Rein quantitativ überwiegen die Vorteile in dieser Auflistung. Allerdings wiegt besonders das Argument der geringen Investitionsmöglichkeiten relativ schwer. Es gilt daher vor allem, Vor- und Nachteile vor dem Hintergrund des persönlichen Anlegerprofils abzuwägen.
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Fazit
Nachhaltige Aktien sind nicht nur aus rein moralischer Sicht positiv zu beurteilen. Auch die Renditeaussichten sind vor den Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit äußerst gut. Nachhaltigkeit ist dabei aber kein Garant bzw. das einzige Mittel für Erfolg. Auch wenig nachhaltig arbeitende Unternehmen werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnte noch hohe Gewinne erwirtschaften. Anleger sollten ihr Portfolio daher wie gewohnt diversifizieren und immer zwischen Renditeaussichten und Nachhaltigkeit abwägen. Hat Ihr Broker keine nachhaltigen Aktien im Angebot, so besteht die Möglichkeit das Aktiendepot umziehen zu lassen und sogar eine Prämie zu kassieren.