Libor-Skandal: Deutsche Bank zahlt Strafe in Milliardenhöhe
April 24, 2015 5:00 pmAm Donnerstag teilten die zuständigen Behörden der Vereinigten Staaten und Großbritanniens mit, dass die größte Bank Deutschlands aufgrund der Zinsmanipulationen eine Strafe in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen müsse. Nach Aussagen der britischen FCA fiel die Buße u. a. so hoch aus, weil die Deutsche Bank versucht habe, die Behörde bei der Fallbearbeitung irrezuleiten. Nun muss sich die Deutsche eine strenge Kontrolle in den USA unterziehen und zudem sämtliche Mitarbeiter entlassen, die mit dem Libor-Skandal in Verbindung stehen. An den Verhandlungen waren verschiedene Behörden beteiligt: Die Höhe der Strafe setzt sich aus 800 Millionen Dollar für die US-Wertpapieraufsicht CFTC, 775 Millionen Dollar an das amerikanische Justizministerium, 600 Millionen Dollar an die oberste Finanzaufsicht New Yorks sowie 340 Millionen Dollar an die britische Aufsichtsbehörde FCA zusammen.
Der Libor-Skandal
Der Prozess hat mögliche Manipulationen wichtiger Referenzzinssätze wie Libor und Euribor zum Gegenstand. Die Höhe dieser Sätze ist für Geschäfte in aller Welt relevant, die sich auf mehrere Hundert Billionen Dollar belaufen. Den Nachforschungen zufolge sollen sich Händler unterschiedlicher Finanzinstitute abgesprochen und so die Zinssätze zu ihrem Vorteil manipuliert haben. Die Ermittlungen durch die zuständigen Aufsichtsbehörden gegen einige Großbanken laufen bereits seit Jahren – so wurden bereits einige Strafen verhängt. Die Höchststrafe lag bislang bei etwa 1,5 Milliarden Dollar, die die Schweizer USB 2012 zahlen musste.
In all den Jahren ging es mit den Zinssätzen „wie bei einem Wunschkonzert“ zu. So fragte etwa ein Händler den Kollegen, der an diesem Tag den Referenzzinssatz für Libor festlegte, ob er einen „hohen Sechs-Monats-Libor“ haben könne – dieser wollte lediglich wissen, welche Höhe er wünsche und akzeptierte den konkreten Vorschlag ohne Umschweife.
Die betroffenen Behörden erklärten, dass sich mindestens 29 Angestellte der Deutschen Bank zwischen 2003 und 2011 mit anderen Banken über die Zinssätze austauschten, Sätze falsch festlegten oder den Markt gar gezielt mit Liquidität versorgten, um veränderte Marktverhältnisse vorzutäuschen. Chat-Verläufe und E-Mails der involvierten Bankmitarbeiter bewiesen unbestreitbar, dass der unrechte Handel vollkommen bewusst stattfand. Beim Großteil der Betroffenen handele es sich den Ermittlungsberichten zufolge um Mitarbeiter aus London, allerdings waren auch einige wenige in Frankfurt, Tokio und New York angestellt.
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Die Deutsche Bank zeigte sich unkooperativ – peinlich für Fitschen und Jain
Das Verhalten der Bank sei während der Aufklärungsversuche unkooperativ gewesen: So soll sie etwa fälschliche Aussagen über interne Kontrollsysteme gemacht sowie einen Bericht der deutschen Aufsichtsbehörde BaFin zurückgehalten haben. Laut den Behörden hätten diese Irreführungen zur Verzögerung der Ermittlungen geführt. Die Bank stimmte jedoch rechtzeitig einem Vergleich zu, sodass ihr ein Rabatt auf die Strafe gewährt wurde.
Die aktuelle Buße ist zwar die bislang höchste, aber längst nicht die erste für die Deutsche Bank. So verhängte die EU-Kommission schon Ende 2013 eine Strafe in Höhe von 1,7 Milliarden Euro; und auch hier war die Deutsche Bank mit über 700 Millionen Euro Höchstzahler. Zudem laufen weitere Vergleiche (z. B. wegen unechter Hypothekengeschäfte in Amerika), hinzu kommen Ermittlungen wegen angeblicher Manipulation von Devisen. Ein Großteil dieser Problematiken hat seine Wurzeln ausgerechnet in dem Bereich, für den Co-Chef Jain viele Jahre die Verantwortung trug: das Investmentbanking. Zwar betreffen die geprüften Fälle insbesondere die Jahre 2005-2011, in denen sich beide noch nicht an der Spitze des Vorstandes befanden, aber dennoch macht ihnen der Vorwurf der unzureichenden Aufarbeitung zu schaffen – schließlich hatten sich die Deutsche-Bank-Chefs Fitschen und Jain seit Amtsantritt auf die Fahne geschrieben, einen Kulturwandel zu vollziehen.
Konsequenzen seitens der Deutschen Bank
Schon heute sollen Entscheidungen bezüglich künftiger Strategien der Bank fallen. Aktuell sieht es so aus, als würden die Postbank und ggf. noch andere Teile des Privatkundengeschäfts nicht mehr lange zur Deutschen Bank gehören. Vielmehr solle sich die Bank wieder vermehrt auf das Investmentbanking verlassen. Anshu Jain und Jürgen Fitschen sind beim Umbau des Konzerns jedoch auf das Vertrauen seitens des Aufsichtsrates angewiesen. In einer Stellungnahme gelobte der Konzern Besserung. Fitschen und Jain erklärten: „Der Vergleich ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg, die Vergangenheit aufzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass die Bank das Vertrauen der Kunden, Aktionäre und der gesamten Gesellschaft wieder zurückerlangt.“ Die Deutsche Bank habe involvierte Mitarbeiter entweder entlassen oder im Handelsbereich bestraft und darüber hinaus die internen Kontrollen verschärft. Dennoch betonten die Chefs, dass keines der aktuellen oder ehemaligen Vorstandsmitglieder Kenntnis von diesen Machenschaften hatte.