Levy´s Relative Stärke zur Marktprognose

Juli 24, 2018 8:00 am

Aktien, die besser als der Durchschnitt sind

Der Amerikaner Robert A. Levy stellte Ende der 1960 Jahre ein revolutionäres Konzept für die Aktienselektion vor. Damals war Levy einer der ersten, der mithilfe eines Computers eine Aktienanalyse betrieb. Obwohl das Konzept schon viele Jahrzehnte angewendet wurde, ist es bis heute nicht veraltet. Es gibt lediglich Verfeinerungen in der Handhabung, aber die grundsätzliche Idee blieb stets erhalten. Das spricht für die Qualität der Idee.

Die Konzentration auf das Momentum bringt statistische Vorteile

Bei Levy steht der Marktschwung im Fokus. Ein Wertpapier, das stark ansteigt, wird seinen Kursfortschritt wahrscheinlich noch eine Weile fortsetzen. Ein Trend in einem Aktienindex, zum Beispiel DAX, basiert auf dem Momentum seiner Einzelaktien. Manchmal lässt ein hohes Momentum den Index sogar stärker erscheinen als er möglicherweise ist, denn schwächere Aktien werden mitgezogen.
In einem Aufwärtstrend steigt die Mehrheit der Aktien, dabei steigen die guten Aktien umso mehr. In einem extremen Bullenmarkt entsteht ein grundsätzliches Problem im Risikomanagement. Ein risiko-diversifiziertes Portfolio ist praktisch bei einem Index, wie dem DAX, schwer umsetzbar. In einem Aufwärtstrend steigen nämlich fast alle Aktien und in einem Abwärtstrend fallen sie gemeinsam. Je stärker der Trend ausgeprägt ist, desto einheitlicher werden die Bewegungen. Ein eigenständiges Kursverhalten der Einzelaktien wird im Trend unterdrückt.

Levy`s Ansatz der relativen Stärke

Levy untersuchte damals 200 Aktien der New Yorker Stock Exchange (NYSE) mit Wochenkursen. Auf Grundlage einer 27 Wochenperiode stellte er seine Berechnungen an. In seinem untersuchten Zeitraum stieg der Dow-Jones-Index um 64 % an (Okt.1960 – Okt.1965). Für seine Analysen hat Levy mit unterschiedlichen Zeitintervallen gearbeitet. Er unterteilte die Daten in kurzfristig (eine Woche), mittelfristig (einen Monat) und langfristig (halbes Jahr). Er entschied sich für diese Intervalle, weil die Marktteilnehmer in diesen Zeiträumen denken, handeln und planen.
Relative Stärke Levy (RSL) =
Aktuelle Wochenschlusskurs / MA(Wochenschlusskurs,27)
 

So funktioniert das Momentum

Levy beschrieb den Grundgedanken des Momentums anhand eines Balls. Wirft man den Ball in die Luft, dann weist der Beginn der Bewegung eine starke Beschleunigung auf. Deshalb ist die Geschwindigkeit des Balles im ersten Drittel der Bewegung am höchsten. Während der Aufwärtsbewegung steigt der Ball dann immer langsamer an, bis er durch die Erdanziehung wieder nach unten fällt. Ähnlich läuft es im Aktienmarkt ab. Ein Trend des Aktienmarktes ist deshalb immer ein Zusammenspiel mit dem Momentum der Einzelwerte.
Die oben dargestellte Formel ist die übliche Berechnung des Momentums. Das Ergebnis ist eine Zahl um 1. Ist der Wert größer als 1, dann tendiert die Aktie aufwärts. In einem Abwärtstrend liegt das Momentum des Wertpapieres unter 1. Aber eine relative Stärke zum Index lässt sich aus dem RSL-Wert nicht herauslesen. Auf jeden Fall ist es aber so, dass die Aktien mit den stärksten RSL-Werten oft auch relative Stärke zum Index bieten.

Das Herzstück der Analyse ist die Rangliste

Eine qualitative Aussage zu den Aktien entsteht durch die tabellarische Darstellung. Die besten Aktien besitzen oft einen hohen RSL-Wert. Levy empfiehlt eine Investition zu gleichen Teilen in die besten 5-7% der Rangliste. Bezogen auf den DAX wäre Aktienanzahl allerdings etwas gering, denn hier kämen rechnerisch nur zwei Aktien für das Investment infrage.
Die Idee des Ranking erweist sich als Top-Idee, denn das Levy-Prinzip erzeugt regelmäßig eine Outperformance des Portfolios zum Aktienmarkt. Ausgewählte Aktien sollten erst wieder verkauft werden, wenn der RSL-Wert eine kritische Schwelle erreicht. Eine Aktie wird uninteressant, wenn Sie in der Rangliste zu den 31% der schwächsten Aktien gehört (cast-out-rank).
Aufgrund der Berechnungsweise des Momentums über die letzten 27 Wochen, ist das Relative-Stärke-System nach Levy ein Trendfolgehandel.
 
Beispiel Tabelle für den TecDAX-Index mit 30 Aktien

Ticker Date/Time Unternehmen WKN/Symbol Kurs $/€ Levy
MOR.DE 20.07.2018 Morphosys WKN 663200 120,4 1,36
WDI.DE 20.07.2018 Wirecard WKN: 747206 155,6 1,33
ISR.DE 20.07.2018 Isra Vision WKN: 548810 53,2 D 1,28
NEM.DE 20.07.2018 Nemetschek AG WKN: 645290 116,1 1,22
SRT3.DE 20.07.2018 Sartorius AG Vz WKN 716563 145,9 1,21
AFX.DE 20.07.2018 Carl Zeiss Meditec WKN 531370 65,75 1,19
EVT.DE 20.07.2018 Evotec WKN: 566480 17,42 1,18
SANT.DE 20.07.2018 S&T AG WKN A0X9EJ 23,66 1,13
QIA.DE 20.07.2018 Qiagen NV WKN: A2DKCH 31,64 1,1
O1BC.DE 20.07.2018 XING WKN XNG888 287,5 1,08
JEN.DE 20.07.2018 Jenoptik WKN 622910 33,7 1,06
BC8.DE 20.07.2018 Bechtle WKN: 515870 74,6 1,05
COP.DE 20.07.2018 CompuGroup Medical WKN: 543730 46,58 1,04
NDX1.DE 20.07.2018 Nordex WKN: A0D655 9,67 1,02
WAF.DE 20.07.2018 Siltronic WKN: WAF300 134,3 1
SOW.DE 20.07.2018 Software AG WKN: 330400 41,44 0,99
PFV.DE 20.07.2018 Pfeiffer Vacuum WKN 691660 137,4 0,96
O2D.DE 20.07.2018 Telefonica Deutschland WKN A1J5RX 3,6 0,95
DRW3.DE 20.07.2018 Drägerwerk VZ WKN: 555063 66,5 0,94
FNTN.DE 20.07.2018 Freenet N WKN: A0Z2ZZ 23,56 0,92
AM3D.DE 20.07.2018 SLM Solutions Group AG WKN: A11133 30,7 0,9
AIXA.DE 20.07.2018 Aixtron WKN: A0WMPJ 12,39 0,9
UTDI.DE 20.07.2018 United Internet WKN  508903 47,47 0,88
DRI.DE 20.07.2018 Drillisch WKN: 554550 50,4 0,85
MDG1.DE 20.07.2018 MediGene  AG WKN: A1X3W0 12,39 0,85
RIB.DE 20.07.2018 RIB Software WKN: A0Z2XN 18,62 0,82
DLG.DE 20.07.2018 Dialog Semiconductor WKN 927200 15,43 0,79
S92.DE 20.07.2018 SMA Solar WKN: A0DJ6J 32,54 0,7
COK.DE 20.07.2018 Cancom IT Systeme AG WKN: 541910 46,84 0,54

 
Hinweis: In der oberen Tabelle sind nur 29 Aktien dargestellt. Die 30. Aktie betrifft Siemens Healthineers. Die Kurshistorie ist zu kurz, um einen Levy-Wert zu berechnen.
In der oberen Tabelle zeigen sich die aktuell stärksten Aktien des TecDAX. Für eine Investition kämen die ersten sieben Aktien der Tabelle infrage, weil die Aktien einen hohen RSL-Wert haben. Eine zusätzliche Analyse könnte die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Sie kann technisch als auch fundamental umgesetzt werden.

Levy-Konzept funktioniert in Bullen-Märkten

Wie heißt es so schön? „Wo gehobelt wird, dort fallen auch Späne.“ Das Levy-Konzept hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es gute Resultate erzeugen kann. Es bedeutet jedoch nicht, dass es auch Schwächen hat. Die Schwächen kommen zum Tragen, wenn der Aktienmarkt mit volatilen Schwankungen zu kämpfen hat, und die Trendsignale wechseln. Das Levy-Konzept benötigt immer Trends, und ohne Trends gibt es auch keine Out-Performance.

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