HSBC Bank unter Verdacht der Geldwäsche
Februar 19, 2015 5:00 pmDer Verdacht, dass die HSBC Bank Konten von Waffenhändlern und Schmugglern verwaltet hat erhärtet sich durch neue Aufdeckungen seitens der Sender WDR, NDR und SZ in Kooperation mit dem Konsortium ICIJ (International Consortium of Investigantive Journalists).
Die Genfer Justizbehörden erheben Anklage gegen die Privatbank. Neue Beweise in Form von ausgewerteten Dokumenten belegen die Beratung von vermögenden Kunden hinsichtlich Steuerhinterziehung. Dazu gehörten allerdings nicht nur Profi-Sportler und Hollywoodstars, sondern auch Menschen mit hohem politischem Einfluss, sowie Adelige.
Hintergrund ist die Weiterleitung der Daten eines ehemaligen HSBC Mitarbeiters an den französischen Staat im Jahr 2009. Daraufhin machte sich die Organisation ICIJ daran diese Dokumente auszuwerten. Darunter befanden sich etwa 35.000 Protokolle aus Kundengesprächen, die über einen Zeitraum von 1988 bis 2007 festgehalten wurden. Das betroffene Volumen wird auf 75 Mrd. € geschätzt und die Anzahl der verdächtigen Kunden auf 100.000. Vermutet werden auch etwa 2100 Kunden aus Deutschland. Deren Anteil an der Gesamtsumme wird auf etwa3 Mrd. € geschätzt.
Die HSBC wurde von der Presse bevorteilt
Der Verdacht ist nicht neu, doch dass die HSBC nun unter Anklage steht war längst überfällig. Das haben zumindest auch schon renommierte Journalisten befürwortet. Das jüngste Beispiel stellt Peter Oborne dar. Der ehemalige Angestellte der britischen Zeitung „Daily Telegraph“ hat seine Kündigung eingereicht, weil das Blatt seiner Aussage nach „Betrug an dem Kunden“ beging.
HSBC war jahrelang Kunde der Zeitung und schaltete regelmäßig Anzeigen. Seitdem der Verdacht ein Gesprächsthema ist, pausierte die Bank die Anzeigenschaltung. Bei „Daily Telegraph“ ging es nun darum, den Kunden um jeden Preis zu halten. Kritische Beiträge zum Thema wurden laut Peter Oborne entweder vermieden oder an Stellen plaziert, die der Leser kaum wahrnahm.
Auch die Süddeutsche Zeitung (SZ), die sich der Auswertung der Dokumente angeschlossen hat, fiel unter den Verdacht die HSBC zum damaligen Zeitpunkt als Werbekunde vorteilhaft behandelt zu haben. Ein Blogbeitrag des ehemaligen Mitarbeiters wirft der Zeitung „Heuchelei“ vor, da es zunächst Schleichwerbung für HSBC gemacht haben soll und Kunden praktisch zur Steuerhinterziehung aufgefordert haben soll. Dass die SZ nun ganz vorne bei der Aufklärung mitmischen will, sieht eher nach einem „Reinwaschen“ aus.
Wie deutsche Kunden die Steuern hinterzogen
Was Deutschland anbetrifft, so ist das Klientel der Steuerhinterzieher neben Profi-Sportlern besonders im adeligen Bereich zu finden. Ältere Menschen, die mit Hilfe der HSBC Bank ihr Vermögen auf sogenannten Off-Shore Konten verwaltet haben, sind keine Seltenheit. Insgesamt 229 Off-Shore Briefkastenfirmen und 740 Nummernkonten wurden identifiziert.
Dennoch sind die Ermittlung aus Deutschland nicht offengelegt worden, da diese im Gegensatz zu den anderen ermittelnden Ländern dezentral erfolgen. 12 der Länder, die in diesem Fall ermittelten, haben Steuern in Höhe von 1 Mrd. € bereits wieder zurückgeholt. Die Höhe der deutschen Steuergelder ist nicht bekannt.
Zu den Steuerhinterziehenden gehörten jedoch nicht nur Adelige oder Spekulanten, sondern auch Profi-Sportler. So hat zum Beispiel eine Reitsportlerin ihr Vermögen auf einer Briefkastenfirma auf den Bahamas verwaltet, während ein Bundesliga-Spieler sein Vermögen in London geführt hat.
Die Einsicht der HSBC Bank
Derweil hat die HSBC Bank ihren Angaben zu Folge bereits im Jahr 2007 mit einer Umstrukturierung begonnen und sich seit dem von etwa 70 % der Kunden getrennt. Die Zahl der Konten reduzierte sich seit 2007 bis 2014 von 30.000 auf 10.000. Darunter befanden sich überwiegend Kunden, die nicht dem jetzigen Standard-Profil des Unternehmens entsprachen. Laut dem Chef der Schweizer HSBC Franco Morra, haben Manager bereits die Geschäftspraktiken angepaßt und Konten geschlossen.
Dennoch gibt die Bank offen ein breites Kontrollversagen auf allen Ebenen zu. Derweil wurde jedoch auch der ehemalige Mitarbeiter der Bank, der die Daten an Frankreich und andere Behörden übermittelt hat, von der Schweiz angeklagt, da er versucht habe die Daten an weitere Länder zu verkaufen. So beispielsweise unter anderem auch dem Libanon.