Heckler & Koch will Bundeswehr verklagen

Juli 6, 2015 10:00 am

Das Sturmgewehr G36 gehört zur Standard-Ausrüstung eines jeden Soldaten in der deutschen Bundeswehr. Als Nachfolger des ausgemusterten G3 eingeführt, glänzt es durch ein geringes Gewicht, modernes Kaliber und durch ein Reflex-Visier mit 3-fachem Zielfernrohr. Der Hersteller Heckler & Koch, stellte 1997 das Sturmgewehr vor und überzeugte die Bundesregierung von dessen Qualität. Ähnlich wie das amerikanische M16, erhielt die Bundeswehr ein Allround-Sturmgewehr mit zahlreichen Optionen und Abänderungsmöglichkeiten. Bisher konnte sich auch niemand beschweren, das G36 lieferte hervorragende Ergebnisse in allen Tests und wurde bald auf den Prüfstand gestellt. Allerdings häuften sich, spätestens mit den ersten Auslandseinsätzen in denen das Sturmgewehr G36 zum Einsatz kam, die Beschwerden der Soldaten. Von einer mangelhaften Zielgenauigkeit bei hohen Temperaturen und im Dauerfeuer war oft die Rede. Das Problem scheint schon länger bekannt zu sein und wurde von den zuständigen Behörden vernachlässigt. Nun zieht diese Affäre Kreise, die vermutlich von beiden Parteien nicht beabsichtigt wurden.

G36 – Krise

Das Bundesbeschaffungsamt, verantwortlich für die Ausrüstung der Bundeswehr, zieht die Konsequenzen und fordert von Heckler & Koch Gewährleistung von die zehntausenden Sturmgewehre, mit welchen die Soldaten ausgerüstet wurden. Mit der Begründung der ungenauen Treffsicherheit, erhob das Amt am 10.Juni Ansprüche gegen das mittelständige Unternehmen aus Baden-Württemberg. Für Heckler & Koch kann der aktuelle Konflikt teuer zu stehen kommen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ordnete jüngst an, sämtliche 167000 G36 Sturmgewehre der Bundeswehr entweder auszumustern oder nachzurüsten. Damit wagte sie einen Schritt, welchen ihre Vorgänger trotz der Bekanntheit des Problems nicht angegangen sind. Die Gründe dafür sind unklar. Schließlich existieren schon seit Jahren zahlreiche Aussagen über die Ungenauigkeit in der Treffsicherheit des G36.

Heckler & Koch schlägt zurück

army-60705_1280

Heckler & Koch zieht die Reißleine

Aufgrund der heftigen Kritik am Gewehr G36 und der Untersuchung der Staatsanwaltschaft in diesem Fall, zieht Heckler & Koch die Reißleine und geht rechtliche Schritte. Am Landgericht Koblenz, reichte laut internen Aussagen das Unternehmen Klage ein. Die sogenannte „negative Feststellungsklage“, soll vor Gericht klären ob die behaupteten Sachmängel bestehen oder nicht. Mit diesem Schritt wehrt sich Heckler & Koch gegen die Kampagne, welche gegen das G36 geführt wird. Ein mutiger Schritt seitens H&K. Entweder ist sich das Unternehmen ziemlich sicher, dass keine Mängel am G36 bestehen oder es ist eine Flucht nach vorn. Eine juristische Klärung der Angelegenheit, dürfte sich aber vermutlich über Jahre hinziehen. Zahlreiche Untersuchungen werden viele Monate dauern und die Verteidigungsministerin von der Leyen wird vor die Wahl gestellt werden, den Prozess abzuwarten oder ein komplett neues Sturmgewehr einzuführen. Die Soldaten zumindest haben ein gutes Recht darauf, über ein perfektes „Handwerkszeug“ verfügen zu können. Das G36 ist scheinbar nicht das optimale Gewehr, um gerade in Auslandseinsätzen perfekt zu funktionieren.
Jetzt Konto beim Testsieger XTB eröffnenCFDs sind komplexe Instrumente und gehen wegen der Hebelwirkung mit dem hohen Risiko einher, schnell Geld zu verlieren. 77% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFDs funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Kurioser Preis für Heckler & Koch

Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche, verleiht jedes Jahr den Preis „die verschlossene Auster“. Damit werden Kandidaten „gekrönt“, welche im wirtschaftlichen und weltpolitischen Geschehen besonders negativ aufgefallen sind. Selbst Wladimir Putin und der Weltverband FIFA bekamen ihr Fett schon weg. Die Gründe für die Verleihung des Preises an die Waffenschmiede, sind durchaus vielfältig. Einerseits wird der Umgang mit der Situation „gewürdigt“ und das strategische Ausspionieren von Journalisten kritisiert. Heckler & Koch hat scheinbar keine Gelegenheit ausgelassen, die Vorwürfe gegen das G36 zu vertuschen und Negativ-Presse schon im Vorfeld zu unterbinden. Die Anschuldigungen der Journalisten gegenüber der Waffenschmiede sind noch nicht komplett hieb- und stichfest. Ein Besuch von H&K beim Präsidenten des militärischen Abschirmdienstes und die Waffenlieferungen an sogenannte Schurkenstaaten, tragen einen großen Teil zur Preisverleihung bei. Gerade zum Zeitpunkt, als die breite Öffentlichkeit mit Informationen über die Zielungenauigkeit des G36 gefüttert wurde, versuchte Heckler & Koch die Medien auszuspionieren. H & K lehnte den Preis dankend ab.

Fest steht:

Es ist noch völlig offen, wie der Konflikt zwischen Heckler & Koch und der Bundesregierung ausgeht. Ein Prozess wird sich sicher über Jahre ausdehnen. In dieser Zeit ist es schwierig, eine Umrüstung oder Aussortierung des G36 vorzunehmen. Fakt ist aber :
•    unsere Soldaten brauchen ein zuverlässiges und genaues Sturmgewehr
•    haben die letzten Amtsträger vor Ursula von der Leyen in diesem Thema versagt
•    wurde viel vertuscht, da das Problem schon seit Jahren bekannt ist
•    wird die Affäre den Steuerzahlern und der Waffenschmiede H&K viel Geld kosten
•    Kritiker wurden mundtot gemacht
Die ganze Affäre um das Sturmgewehr G36, ist als ein sinnbildliches Beispiel für Unfähigkeit aus oberster Ebene anzusehen. Vor allem der Aspekt, dass Berichte und sogar Untersuchungen über die Zielungenauigkeit des G36 schon seit Jahren existieren, bringen das Fass zum überlaufen. Es geht schließlich um unsere Soldaten in der Bundeswehr, welche tagtäglich in Auslandseinsätzen ihr Leben riskieren. Die Waffe ist das Handwerkszeug des Soldaten. Leider erfüllt das Sturmgewehr G36, laut aktuellen Ergebnissen, diese Anforderungen nicht. Der juristische Schritt von Heckler & Koch ist aber auch durchaus nachvollziehbar. Ein unabhängiges Gutachten ist das Ziel der Klage in Koblenz. Der Ruf und das Vertrauen beider Parteien ist jedenfalls nachhaltig geschädigt. Zu viele Unstimmigkeiten und Vertuschungen, heizen die Affäre zusätzlich an. Es bleibt mit Spannung zu erwarten, ob das G36 in Zukunft das Standard-Gewehr der Bundeswehr bleibt.
Bildquelle: Pixabay