FED: Zinserhöhung noch in diesem Jahr wieder wahrscheinlich

Juli 16, 2015 5:00 pm

Die Präsidentin der Federal Reserven Janet Yellen hat in einer Rede vor dem US-Repräsentantenhaus bestätigt, dass sie eine Zinswende noch in diesem Jahr für möglich hält. Damit äußerte sie sich deutlich optimistischer als in den vergangenen Wochen.

Leitzinsanhebung doch noch in diesem Jahr?

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Yellen spricht von möglichen Zinsanhebungen in 2015 , Quelle: Offizielles Pressebild der FED

Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Fed angekündigt, die Leitzinsen moderat anzuheben, solange die wirtschaftlichen Voraussetzungen stimmen. Obwohl Arbeitsmarkt und Wirtschaftsdaten der USA Grund für Optimismus geben, blieb die Erhöhung bislang jedoch aus. Erst letzte Woche riet gar der IWF der Fed, mit der Leitzinsanhebung bis 2016 zu warten. Er empfahl, mit der Leitzinsanhebung zu warten, bis die Inflations- und Lohnkosten deutlich gestiegen sind, und ist zudem der Meinung, dass ein moderaterer Anstieg, als von der Fed geplant, ausreichend wäre.
Dass die US-amerikanische Notenbank so lange mit einer Zinserhöhung warten will, scheint jedoch zunehmend unwahrscheinlich. Derzeit herrscht unter den Mitgliedern noch keine Einigkeit hinsichtlich Dringlichkeit und Chancen einer Anhebung. Während einige Notenbanker die wirtschaftliche Lage vor allem durch den Einbruch zu Beginn des Jahres als noch nicht ausreichend robust sehen, wollen andere die Leitzinserhöhung forcieren. Nachdem sich Yellen in den letzten Wochen zurückhaltender geäußert hat, scheint eine Leitzinserhöhung nun wieder in diesem Jahr wahrscheinlich zu sein.
Yellen hat dies in ihrer Rede vor dem Kongress bekräftigt. Sie bestätigte, dass die Leitzinsen noch in diesem Jahr erhöht werden sollen, wenn sich die US-Wirtschaft weiter so entwickelt wie erwartet. Zusätzlich zog sie sogar in Betracht, dass der Leitzins deutlicher angehoben wird, als ursprünglich vorgesehen, wenn die Zinserhöhung verspätet erfolgen sollte. Yellen betonte ohnehin mehrfach, dass der Zeitpunkt deutlich weniger wichtig sei als das Straffungstempo. Vorgesehen ist eine moderate Straffung, die Notenbank hat bislang jedoch keinen festen Kurs, sondern entscheidet auf jeder Zinssitzung erneut, welche Schritte sie als sinnvoll erachtet. Auch wenn die Notenbankchefin deutlich zuversichtlicher wirkt, scheut sie nach wie vor die Bekanntgabe eines konkreten Datums. Viele Beobachter halten September für wahrscheinlich.
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Dollar profitiert von abgewendeter Griechenlandkrise

Unterdessen hat der Euro im Vergleich zum Dollar deutlich verloren. Beschleunigt wurde die Talfahrt des Euros durch die Rede von Janet Yellen, in der sie die Zinswende in diesem Jahr vor dem Kongress ankündigte. Der Dollarkurs legte daraufhin zusammen mit den Renditen am US-Anleihemarkt deutlich zu. Investoren erhoffen sich durch eine Zinsanhebung deutlich attraktivere Anlagemöglichkeiten.
Seit Griechenland den Weg zu Verhandlungen mit seinen Geldgebern wieder freigemacht hat und so ein möglicher Austritt aus der Euro-Zone vorerst wieder unwahrscheinlich ist, verlor der Euro im Vergleich zum US-Dollar deutlich. Inzwischen ist der Wechselkurs um rund zwei Prozent auf 1,1009 Dollar gesunken. Der US-Dollar profitierte so auch von der Gesprächsbereitschaft beider Parteien. Der Euro konnte sich hingegen gegenüber anderen Währungen behaupten. Der verhinderte Grexit wird von der Finanzwelt insgesamt also nicht als schlechte Entscheidung für die europäische Wirtschaft wahrgenommen.
Dass ein Grexit den internationalen Finanzmarkt auf absehbare Zeit nicht beeinflussen wird, stärkt die US-Währung hingegen ebenfalls. Ein Grund dafür ist auch, dass einige Notenbanker auch vor den Auswirkungen der Griechenlandkrise warnten und die Entwicklung abwarten wollten, bevor eine Zinsanhebung entschieden wird. Zumindest vorerst ist die Gefahr gebannt, dass das Weltfinanzsystem durch einen Euro-Ausstieg destabilisiert werden könnte und demzufolge gilt auch die Erhöhung des Leitzinses als wahrscheinlicher. Damit konnten auch die vorsichtigen Stimmen vorerst beruhigt werden, da größere Konsequenzen nicht mehr als wahrscheinlich gelten.

Yellen konzentriert sich auf US-Konjunktur

Nach wie vor sind die US-Wirtschaftsdaten jedoch das Hauptkriterium. Die Notenbankchefin richtet dabei ihren Blick jedoch natürlich auch ins Ausland. Auch der Kursrutsch an der chinesischen Börse und die für chinesische Verhältnisse schwache Entwicklung des BIP gaben Grund zur Sorge. Die kanadische Notenbank sieht die eigene wirtschaftliche Lage derzeit jedoch nicht so optimistisch und senkte den Leitzins von 0,75 auf 0,5 Prozent ab. Sie begründete dies mit dem überraschenden Rückgang der Wirtschaftsleistung zur ersten Jahreshälfte. Kanada ist einer der Haupthandelspartner der USA und eines der wichtigsten Abnehmerländer für amerikanische Exporte.
Yellen hält es jedoch für möglich, dass sich das Wachstum im Ausland schneller erholt als allgemein erwartet und sich so auch auf die US-Wirtschaft auswirken könnte. Gleiches erhofft sie sich auch von der inländischen Konjunktur. Sie zieht in Betracht, dass sich die US-Konjunktur nach der Schwächephase zu Beginn des Jahres deutlich schneller erhole, zumal der Konsum durch die niedrigen Energiekosten gesteigert werden könnte. In den letzten Monaten konnte die USA erneut eine deutliche Belebung ihres Arbeitsmarktes verzeichnen und es scheint so, als würden die gestiegenen Lohnkosten die Inflationsgefahr deutlich erhöhen. Eine Leitzinserhöhung könnte dies verhindern, sodass die lose Geldpolitik der USA bald ihr Ende erreicht haben dürfte. Es würde sich um die erste Leitzinserhöhung seit 9 Jahren handeln.