Dow Jones Sustainability Index – nachhaltig weltweit investieren
Januar 3, 2019 4:19 pmWer nachhaltig investieren möchte, kommt am Dow Jones Sustainability Index nicht vorbei. Die weltweit führende Indexfamilie vereint nach dem Best-in-Class-Prinzip branchenübergreifend verschiedene Indizes von Unternehmen, welche für Nachhaltigkeit stehen. Allerdings werden beim Dow Jones Sustainability lediglich einige Branchen ausgeschlossen. Die Zusammenstellung wird durchaus nicht unkritisch gesehen. Wir zeigen, welche Dow Jones Sustainability Index Kriterien es für die jährliche Anpassung gibt und welche Handelsmöglichkeiten die Trader mit dem Investment in den Dow Jones Sustainability World Index haben.
- DJSI wird jedes Jahr im September neu zusammengestellt
- Unternehmen werden bezüglich Nachhaltigkeit bei Wirtschaft, Ökologie und sozialem bewertet
- Dow Jones Sustainability gibt es seit 1999
- Datenerhebung wird durch RobecoSAM realisiert
Dow Jones Sustainability Index – weltweit führend für nachhaltige Investments
Anleger, die sich für nachhaltige Investments interessieren, kommen an dem Dow Jones Sustainability Index nicht vorbei. Er wurde im Jahr 1999 als weltweit führende Indexfamilie aufgelegt und bietet branchenübergreifend die führenden Unternehmen nach dem Best-in-Class-Prinzip. Gefiltert wird gezielt nach Unternehmen mit den besten Nachhaltigkeitsleistungen, wobei gezielt bestimmte Branchen ausgelassen werden. Mittlerweile hat sich der Dow Jones Sustainability als eine Art Gütesiegel etabliert. Wer bei der jährlichen Neubewertung Bestandteil des Index ist, erweckt die Aufmerksamkeit der Anleger.
Welche Unternehmen werden berücksichtigt?
Im Dow Jones Sustainability World Index sind Unternehmen vertreten, die vor allem in ökonomischen und ökologischen sowie sozialen Kriterien überzeugen können. Pro Index können sogar die weltweit führenden 2.500 Unternehmen (Dow Jones Global Total Stock Market Index) vertreten sein. Im Dow Jones Sustainability Index sind jeweils die besten zehn Prozent einer Branche vertreten, welche hinsichtlich der Nachhaltigkeit die besten Werte erzielen. Dieser Best-in-Class-Ansatz ist zwar gebräuchlich bei der Indexerstellung, allerdings gerade bei nachhaltigen Indizes nicht unumstritten.
Welche Branchen werden ausgeschlossen?
Beim Dow Jones Sustainability werden ebenfalls gezielt Branchen ausgeschlossen. Dazu zählen beispielsweise Alkohol und Tabak, Glücksspiel, Pornografie, kontroverse Waffen sowie konventionelle Waffen. Gleiches gilt für bestimmte Länder. Industrieländer weltweit oder Länder der Eurozone sind ebenfalls kein Bestandteil im Dow Jones Sustainability Index. Dafür gibt es spezifisch die Indizes der einzelnen Regionen, welche zur Indexfamilie gezählt werden: Dow Jones Sustainability Eurozone ex Alcohol, Tobacco, Gambling and others sowie Dow Jones Sustainability World ex Alcohol, Tobacco, Gambling and others.
Dow Jones Sustainability Index Kriterien für die Zusammensetzung
Der Index wird jährlich nach verschiedenen Kriterien neu zusammengestellt. Dazu gibt es einen Fragebogen, wobei branchenübergreifende Dow Jones Sustainability Index Kriterien mit 43 Prozent den Großteil ausmachen. Hinzu kommen branchenspezifische Kriterien (18 Prozent Wirtschaft, drei Prozent Ökologie, 22 Prozent Soziales).
Gewichtung der einzelnen Dow Jones Sustainability Index Kriterien
Um die Zusammensetzung des Dow Jones Sustainability World Index zu verstehen, betrachten wir auch die Gewichtung der einzelnen Kriterien. Die Kennzahlen der Unternehmen werden jedes Jahr aufs Neue ermittelt, sodass jährlich auch neue Unternehmen hinzukommen oder herausfallen. Bei den wirtschaftlichen Kriterien wird auf die Unternehmensführung, das Risiko- Krisenmanagement sowie die Verhaltens-/Antikorruptionsregeln geachtet. Die Gewichtung liegt jeweils bei 6,00 Prozent. Zu jeder Oberkategorie existieren zahlreiche Unterkategorien. Bei der Unternehmensführung sind dies beispielsweise:
- Managementvergütung
- Transparenz
Beim Risiko- und Krisenmanagement werden etwa Belastungstests oder die Risikodefinition als Unterkategorie berücksichtigt. Die Geschäftsbeziehung und Berichterstattung rückt als Unterkategorie bei den Verhaltens-/Antikorruptionsregeln in den Fokus.
Ökologische und soziale Kriterien
Wenngleich sie nicht unwichtig sind, erfahren die ökologischen und sozialen Kriterien eine weniger große Gewichtung. Bei der Zusammenstellung des Index wird auch die Umweltberichterstattung mit 3,0 Prozent berücksichtigt. Hier stehen vor allem die Genauigkeit und Abdeckung im Mittelpunkt. Bei dem sozialen Kriterium sind die Personalentwicklung, Arbeitspraxis, die Sozialbilanz, die Anwerbungsbindung von Talenten sowie Corporate Citizenship interessant. Die Gewichtung ist variabel und liegt beispielsweise bei der Personalentwicklung und dem Anwerben und Binden von Talenten bei jeweils 5,5 Prozent. Bei der Arbeitspraxis sind es 5,00 Prozent und bei übrigen Kriterien 3,00 Prozent.
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Dow Jones Sustainability –Methodik zur Erfassung
Die Zusammenstellung des Index erfolgt jedes Jahr aufs Neue durch die Auswertung der relevanten Daten. Sie werden durch RobecoSAM erfasst. Dies geschieht auf Basis eines Fragebogens, der an die Unternehmen versandt wird. Die Unternehmen füllen den Fragebogen selbstständig aus und haben damit die Vollständigkeit und Fundierheit ihrer Dateneingabe selbst in der Hand. Zudem werden für die Auswertung sämtlicher Informationen auch frei zugängliche Dokumente (beispielsweise Jahresberichte, Nachhaltigkeitsberichte oder Medienberichte) genutzt. Bei der Erfassung sämtlicher Daten achtet RobecoSAM vor allem auf negative Meldungen, beispielsweise zu Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzungen und vieles mehr. Schließlich geht es beim Dow Jones Sustainability um die Bewertung der Nachhaltigkeit. Unternehmen, welche diese Leitsätze verletzt haben, müssen mit einer Abstufung der Bewertung oder sogar mit dem kompletten Ausschluss aus dem Index rechnen.
Überprüfung der Angaben durch Externe
Um eine größtmögliche Datensicherheit und Verlässlichkeit zu gewährleisten, werden die Informationen auf den Fragebögen durch interne Prüfungsmechanismen noch einmal verifiziert. Zusätzlich erfolgt eine Analyse des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte als externe Prüfer. Damit soll sichergestellt werden, dass die Informationsquellen möglichst umfangreich und seriös sind. Schließlich geht es beim Dow Jones Sustainability World Index auch um die Reputation der Unternehmen. Wer aus dem Index herausfällt, muss nicht selten mit einem Vertrauensverlust seiner Anleger rechnen.
Monitoring des Dow Jones Sustainability World Index
Zwar erfolgen die Zusammenstellung und Anpassung des Index einmal jährlich, aber das ist keine Garantie für Unternehmen, dass sie auch bei schlechten Leistungen oder groben Verstößen gegen die Kriterien im Index bleiben und nicht im Jahresverlauf ausgeschlossen werden. Dafür gibt es das tägliche Monitoring, mit dem die Unternehmen hinsichtlich der Nachhaltigkeit überwacht werden. Gibt es beispielsweise Vorkommnisse und negative Meldungen, welche dem Ruf und vor allem der Nachhaltigkeit abträglich sind, kann das Unternehmen aus dem Index ausgeschlossen werden. Treten kurzfristige Schwierigkeiten auf, führt dies doch nicht unwillkürlich zum sofortigen Ausschluss. Zunächst wird bewertet, wie das Krisenmanagement des Unternehmens erfolgt. Allerdings kann es, wenn das Krisenmanagement unzureichend ist, auch schnell zum Ausschluss kommen.
Gründe für einen möglichen (kurzfristigen) Ausschluss
Die Gründe für einen kurzfristigen Ausschluss sind äußerst vielfältig. Es kommt darauf an, welches Vergehen dem Unternehmen zur Last gelegt wird und vor allem, mit welcher Intensität dieses Ereignis in Erscheinung tritt. Wer beispielsweise mit Steuerhinterziehungen, Geldwäsche oder Korruption in Verbindung gebracht wird, wird häufig wegen dieser Geschäftspraktiken aus dem Index ausgeschlossen. Schließlich sind ökonomisch vertretbare Geschäftspraktiken für die Nachhaltigkeit besonders wichtig. Auch Menschenrechtsverletzungen (beispielsweise Diskriminierung, Zwangsumsiedlung oder Kinderarbeit) können zum Ausschluss aus dem Index führen. Konflikte mit der Belegschaft (Streiks oder Massenentlassungen) gehören ebenfalls dazu. Verursacht ein Unternehmen Katastrophen oder Unfälle (beispielsweise Rückrufaktionen, Betriebsstörungen oder Umweltkatastrophen), kann dies ebenfalls ein Ausschlusskriterium sein.
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Kritik an Dow Jones Sustainability
Es gibt natürlich auch kritische Stimmen zum Dow Jones Sustainability Index. Die Nachhaltigkeit bezieht sich vor allem auf drei Dimensionen: ökonomisch, sozial sowie ökologisch. Außerdem werden lediglich einige Branchen kategorisch vom Index ausgeschlossen. Dazu gehören Alkohol und Tabak, Glücksspiel, Pornografie, kontroverse Waffen sowie konventionelle Waffen. Unternehmen, die sich mit Atomenergie, Öl oder Kohle, Abtreibungen, Pelzen, embryonaler Forschung oder genetisch veränderten Organismen befassen, können hingegen Bestandteil des Index sein. Viele Kritiker reicht die Eingrenzung der Branchen nicht weit genug, denn es ist fraglich, ob die Unternehmen aus der Atomenergie wirklich nachhaltig agieren. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist nicht geschützt und hat daher viele Auslegungsmöglichkeiten. Deshalb steht auch die Zusammenstellung vom Dow Jones Sustainability oder anderer nachhaltige Indizes in der Kritik.
Datenerfassung ebenfalls kritisch
Die Datengrundlage wird ebenfalls häufig als kritisch angesehen, denn die Fragebögen werden nur an die größten Unternehmen weltweit versandt. Kleine und mittelständische Unternehmen werden benachteiligt, denn sie kommen im Index zu kurz. Im Dow Jones Sustainability beträgt der Anteil der Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 50 Milliarden Euro 50 Prozent. Allerdings ist der Anteil im Dow Jones Global Index nur fast 30 Prozent. Unternehmen, die womöglich tatsächlich nachhaltig wirtschaften, werden somit ausgeschlossen und Anleger erhalten durch den Index eine verzerrte Übersicht nachhaltiger Unternehmen.
Tipp: Wer die DJS-Indizes gewerblich nutzen möchte, muss dafür eine Lizenz erwerben. Seit Einführung 1999 wurden bereits mehr als 70 Lizenzen in 18 Länder verkauft. Finanzprodukte in Verbindung mit dem DJSI sind beispielsweise Zertifikate, Anlageportfolios oder Fonds.
DJSI – der Fall BP 2010
Der Dow Jones Sustainability Index gerät in den letzten Jahren mehrfach aufgrund seiner Methoden für die Zusammensetzung in die Kritik. Bestes Beispiel ist der Ölkonzern BP. 2010 passierte das, was wohl nur wenige (private) Anleger unter nachhaltigem Investment verstehen. Der DJSI Weltindex hat den Ölkonzern als Bestens seiner Branche ausgezeichnet. Theoretisch ist das nichts Verwerfliches, wenn der Konzern vorher nicht die bis dato größte Ölpest in den USA verursacht hätte. Im Golf von Mexiko waren durch die Explosion der Bohrplattform Deepwater Horizon enorme Ölmengen ausgetreten. Die Aktie von BP befand sich kurz danach im freien Fall und dennoch blieb der Ölkonzern zunächst im nachhaltigen Index. Allerdings wurde der Konzern im Juli 2010 aus dem Index entfernt.
Theorie schön, Praxis verbesserungswürdig
Grundsätzlich ist der Index für die Übersicht nachhaltiger Unternehmen eine gute Zusammenstellung. Auch die theoretischen Ansätze, dass die Unternehmen täglich überwacht und bei Verstößen gegen die Kriterien ausgeschlossen werden können, ist positiv. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass bislang vor dem Ausschluss von BP vor der eigentlichen Neuzusammenstellung im Dezember kein Unternehmen seit Bestehen des Dow Jones Sustainability Index ausgeschlossen wurde. Auch die Entfernung des Ölkonzerns wurde nur zögerlich und vielmehr auf Druck der Öffentlichkeit nach dem enormen Aktienverfall durchgeführt. Deshalb ist es fraglich, wo Nachhaltigkeit wirklich beginnt und wie weit die moralischen Komponenten dabei berücksichtigt werden. Ist ein Unternehmen, welches für eine Umweltkatastrophe und die größte Ölpest in den USA verantwortlich ist, wirklich als Bestandteil im Dow Jones Sustainability geeignet?
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Dow Jones Sustainability Index 2018 – wer ging, wer kommt?
Einmal pro Jahr wird der Index auf Basis sämtlicher gesammelter Informationen neu zusammengestellt. 2018 gab es interessante Veränderungen. Durch die Analyse gab es 2018 die folgenden Zugänge im DJSI: Salesforce.com Inc., Schlumberger Ltd., Diageo PLC. Jedoch verzeichnete der Index auch Abgänge: Samsung Electronics Co. Ltd., Bayer AG, Commonwealth Bank of Australia. Um die Auswertungen für nachhaltig Unternehmen noch detaillierter und umfangreicher vorzunehmen, wird jedes Jahr die Methodik verbessert und angepasst. Das führt dazu, dass die Kritiken aufgegriffen und zur Verbesserung genutzt werden. Künftig soll es beispielsweise eine klarere Definition der Nachhaltigkeitskriterien sowie eine noch engmaschigere Überwachung geben. Das jedoch könnte zur Folge haben, dass künftig auch weitere große Unternehmen aus dem Index fallen. 2018 musste Samsung seinen Abgang verkraften. Gleiches gilt für die Bayer AG, welche hingegen in anderen nachhaltigen Indizes noch vertreten ist.
Erfreulich: auch viele Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im DJSI
Wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, sind auch viele Unternehmen aus Deutschland und den Nachbarländern Österreich und Schweiz im Index vertreten. Sie konnten sich sogar behaupten und sind seit Längerem fester Bestandteil des Dow Jones Sustainability. Dazu zählt beispielsweise die UBS Group AG oder die Metro AG. Auch Siemens, Adidas, SAP, Allianz oder Roche sind vertreten.
Fazit: Dow Jones Sustainability Index als gute Grundlage, aber nicht unkritisch
Der Dow Jones Sustainability Index ist seit 1999 existent und hinsichtlich der Nachhaltigkeit bei Indizes tonangebend. Allerdings ist er längst nicht umstritten, denn hinsichtlich der Nachhaltigkeit werden nur drei wesentlichen Komponenten berücksichtigt: Soziales, Ökonomie sowie Ökologie. Jedes Jahr im September wird der Index auf Basis der Unternehmensinformationen neu zusammengestellt. Unternehmen verlassen den Index und neue kommen hinzu. Allerdings werden dabei nicht immer ganz eindeutige Bewertungskriterien angesetzt. So war beispielsweise der Ölkonzern BP 2010 nach der Verursachung der größten Umweltkatastrophe bis dato in den USA zunächst weiterhin Bestandteil des Index, bis er wenige Wochen nach seinem Vergehen schließlich aus dem Index entfernt wurde. Solche Veränderungen im Dow Jones Sustainability vor der eigentlichen jährlichen Zusammenstellung sind jedoch erfahrungsgemäß nicht gängig. Deshalb ist zwar der theoretische Ansatz des Monitorings sowie der Zusammenstellung positiv, allerdings besteht in der Praxis Verbesserungspotenzial. Die Anleger sehen zwar im Dow Jones Sustainability Index DEN führenden Index bezüglich der Nachhaltigkeit oder vertrauen auf die Liste der darin enthaltenen Unternehmen. Wer jedoch wirklich nachhaltig investieren möchte, sollte die Zusammenstellung kritisch betrachten und gegebenenfalls weitere Nachhaltigkeitsbewertungen berücksichtigen.
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