Das Wettrüsten der Notenbanken
September 4, 2015 5:00 pmDie EZB spielt wohl ernsthaft mit dem Gedanken, die Ankäufe von Staatsanleihen deutlich zu verlängern, wie es die chinesischen, amerikanischen und japanischen Notenbanken vorgemacht haben. Das sind schlechte Nachrichten für alle Sparer. Derzeit rechnen Experten damit, dass es wohl auch über September 2016 hinaus mit den Anleihenkäufen weitergehen könnten. Das Programm begann im März als monetäre Ausnahmesituation im Kampf gegen die Deflation. Nun könnten die Liquiditätsspritzen langsam aber sicher zur Normalität während. Eigentlich hatte die EZB die Geldschwemme nur als vorübergehende Maßnahme gedacht.
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1. Bislang nicht überzeugend
Bisher lief es zudem nicht so rund wie geplant für die EZB. Die Inflationserwartungen sind in der letzten Zeit deutlich gefallen und sind exakt auf demselben Niveau wie zu Beginn der Käufe von Staatsanleihen. Anders ausgedrückt: Die 400 Milliarden Euro, die die EZB in die Märkte gesteckt haben, sind bisher wirkungslos geblieben.
Nun wird damit gerechnet, dass auch die EZB ihre Inflationserwartungen senkt. Bislang erwartete man für dieses Jahr eine Inflation von 0,3 Prozent, für 2016 1,5 Prozent. Die EZB hat eigentlich zwei Prozent Preissteigerung als Ziel ausgegeben. Dieser Wert ist jedoch in weiter Ferne. Die Börsenturbulenzen der letzten Wochen haben aber auch den Ölpreis mit nach unten gezogen. Dies führt nun dazu, dass diese Prognosen viel zu hoch sind.
Die EZB diskutiert derzeit über die niedrige Inflation, ist sich aber in der Interpretation der vorliegenden Daten nicht einig. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sieht die Ursache für die niedrigen Inflationszahlen in den Emerging Markets, also den aufstrebenden Märkten wie China oder Indien. Er glaubt zudem, dass die EZB ihr ausgegebenes Preisziel langfristig nicht erreichen wird. Der EZB-Vizepräsident Vitor Constâncio meint dagegen, dass der Fall der Energiepreise der Auslöser für die niedrigen Inflationserwartungen sei. Er ist der Ansicht, dass der Ölpreis nicht dauerhaft fallen wird und sich damit das Problem von selbst lösen wird. Bislang ist nicht bekannt, auf welcher Position EZB-Chef Mario Draghi steht.
2. Wenig Alternativen für EZB
Aktuell sehen die meisten Experten keine Alternative zum Kauf von Staatsanleihen. Einige vermuten daher, dass bald das aktuelle Programm ausgeweitet wird. Andere Wirtschaftsexperten sagen dagegen, dass Draghi zunächst auf Worte setzen wird. Die Lage für die EZB wird nicht einfacher. Griechenland ist zwar gerettet, aber der Crash in China könnte weitaus größere Gefahren bedeuten.
Die EZB ist übrigens die erste große Zentralbank, die nach den Vorkommnissen in China eine Sitzung abhält. Daher geht der Blick nun auf jeden Fall nach Frankfurt am Main. Für den Euro hatte die Krise in China zur Folge, dass er gegenüber dem Dollar deutlich teurer wurde. Zudem wird die US-Notenbank Fed ihre eigentlich für September angekündigte Leitzinserhöhung wohl verschieben.
Eine Möglichkeit ist es auch, die Geldpolitik weiter zu lockern. Die EZB darf zudem die Fed nicht zu weit wegziehen lassen, sondern muss versuchen, mit ihr mitzuhalten. Sie muss sich immer auch an den anderen Notenbanken orientieren und nicht nur für sich selbst entscheiden. Hier hat die EZB durchaus Nachholbedarf. Die Fed hat in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 2,2 Billionen Dollar auf die Märkte geworfen. Damit hat sich die Bilanzsumme der US-Notenbank verdoppelt. Die Bilanzsumme der EZB ist im gleichen Zeitraum nur um 34 Prozent gestiegen.
Und auch ein Blick nach Asien lohnt sich. In den letzten Jahren wurde im Japan die Geldmenge verdreifacht. Die chinesische Zentralbank ist ebenfalls deutlich aktiver als die EZB. Es ist also nicht falsch, von einem „Wettrüsten“ der Notenbanken zu sprechen. Damit bleibt der EZB gar nichts anderen übrig als den Ankauf von Staatsanleihen auch über den Herbst 2016 hinaus fortzusetzen.
Dies bedeutet aber nichts gutes für die Sparer. Es wird weiterhin bei einem Nullzins bleiben und auch der Anlagenotstand wird fortbestehen. Damit werden die Verbraucher ihre Strategie ändern und ihre Anlageentscheidungen überdenken.
3. EZB-Politik gescheitert
Die EZB verfolgte mit ihrer lockeren Geldpolitik bislang drei Ziele: den Euro schwächen, die Inflationsrate erhöhen und politische Reformen ermöglichen. Der Euro wird wieder stärker und die Inflationserwartungen sinken. Ist damit die Politik der EZB gescheitert?
Eigentlich soll eine Zentralbank die eigene Währung stärken und darf keine Währungspolitik betreiben. Doch die Geldschwemme durch Anlagenkäufe bewirkt genau das. Ein schwacher Euro soll die europäische Wirtschaft ankurbeln, da die Waren damit auf dem Weltmarkt billiger werden. Davon profitieren aber eher die traditionell wirtschaftsstarken Nationen wie Deutschland. In den Krisenstaaten lässt der Aufschwung auf sich warten. Oft sind hier Reformen wichtiger, als niedrige Zinsen.
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Investitionen in Wertpapiere bergen Verlustrisiken.