China: Journalist für Crash verantwortlich?
September 1, 2015 5:00 pmDie chinesischen Behörden machen einen Finanzjournalisten der Zeitschrift „Caijing“ für die jüngsten Turbulenzen an der chinesischen Börse verantwortlich. Er habe gestanden, dass er falsche Informationen verbreitet habe, die zu Panik und Unruhe an den Aktienmärkten geführt hätten und zudem das Vertrauen der Anleger gestört hätten. Damit habe er dem Staat und den Investoren große Verluste eingebracht. Neben dem Journalisten wurden ein Beamter der Wertpapieraufsichtsbehörde sowie vier Manager von Citic, dem größten Wertpapierhändlers des Landes, festgenommen. Sie sollen ebenfalls in der Zwischenzeit die Vergehen, die die Behörden ihnen vorwerfen, gestanden haben.
Außerdem hätten laut Angaben der offiziellen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua 197 weitere Verdächtig bereits Strafen wegen des Verbreitens von Gerüchten über die chinesische Börse sowie über die Explosionen in Tianhjin erhalten.
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1. Schuldige gefunden
Mit Wang Xiaolu hat die chinesische Regierung nun einen Schuldigen für den Crash an der Börse gefunden. Im staatlichen Fernsehsender CCTV entschuldigte sich Wang öffentlich. Dies ist in China ein üblicher Vorgang bei Ereignissen, die für die Öffentlichkeit wichtig sind. Er erklärte: „Ich hätte keinen Bericht veröffentlichen dürfen, der den Markt zu so einer heiklen Zeit stark und negativ beeinflusst“.
Der Finanzjournalist hatte in einem seiner Artikel im Juli geschrieben, dass die chinesische Finanzaufsichtsbehörde CSRC den Ausstieg von Staatsfonds aus dem Finanzmarkt prüfe. Dies wurde von der angesprochenen Behörde sofort dementiert. Der Artikel wurde damals als „unverantwortlich“ bezeichnet. Wangs Arbeitgeber, das Wirtschaftsmagazin „Caijing“, verteidigte auf seiner Internetseite den Journalisten und betonte das Recht von Journalisten, ihre Aufgaben rechtskonform auszuführen.
Dem ebenfalls festgenommenen Mitarbeiter der Finanzaufsicht werden Insidergeschäfte, Korruption und die Fälschung von offiziellen Stempeln vorgeworfen. Mit den gefälschten Stempeln soll er eine Scheidungsurkunde sowie Steuerbescheinigungen gefälscht haben.
2. Beteiligung des Hochfrequenzhandels
Ein anderes Phänomen könnte allerdings viel entscheidender am Crash in China beteiligt gewesen sein: der Hochfrequenzhandel. Hochfrequenzhändler haben trotz den Verlusten in China kräftig verdient. Computerprogramme wickeln in Sekundenschnelle Börsengeschäfte ab. Dies sollte an den Handelsplätzen für mehr Wettbewerb und bessere Kurse sorgen. Zudem versprach man sich einen faireren Handel.
Seit vergangener Woche stellen sich jedoch einige Experten die Frage, ob der Hochfrequenzhandel tatsächlich gut für den Markt ist. Mittlerweile laufen mehr als die Hälfte des gesamten Aktienvolumens in Deutschland und den USA über den Hochfrequenzhandel. Damit sind sie eine feste Größe im Börsenalltag und können den Markt entscheidend beeinflussen.
An der New York Stock Exchange und der Nasdaq sind Hochfrequenzhändler seit zehn Jahren zugelassen. Doch die Branche gerät immer wieder in die Kritik. 2010 sorgte eine bedenkliche Order dafür, dass der Dow Jones innerhalb von wenigen Minuten um 1.000 Punkte fiel. Damals wurden Börsenwerte in Milliardenhöhe vernichtet. Am Ende gewannen die Hochfrequenzhändler, die beim Absturz und beim Wiederaufschwung kräftig verdienten.
Bis heute hat sich wenig geändert. In der vergangenen Woche feierten Hochfrequenzhändler historische Profite und erlebten teilweise die erfolgreichsten Tage seit dem Flashcrash 2010.
3. DAX unter 10.000 Punkte
Egal, ob nun chinesische Journalisten oder die Hochfrequenzhändler Schuld am Chaos der vergangenen Woche tragen, Fakt ist, dass sich auch der DAX noch nicht von den Ereignissen erholt hat. Heute fiel er gleich zu Handelsbeginn unter die Grenze von 10.000 Punkten. Der Grund dafür waren schlechte Konjunkturdaten aus China. Die Industrieproduktion des Lands ist im August erneut gesunken. Und auch der Dienstleistungssektor, der bislang noch Anlass zur Hoffnung gab, schwächelt. Damit wächst die Sorge vor einer immer schwächeren Konjunktur in China.
Dazu kommen schlechte Nachrichten aus Japan: Auch der Nikkei brach um fast vier Prozent ein. Dort sank der Einkaufsmanagerindex auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Nun wächst die Befürchtung, dass der chinesische Abwärtstrend auch andere asiatische Länder mit nach unten ziehen könnte.
Neben den süd- und ostasiatischen Staaten könnte auch Brasilien mit in den Abwärtsstrudel gezogen werden. Dort befindet sich die Wirtschaft in einer Rezession. Von April bis Juni sank die Anzahl aller hergestellten Waren sowie Dienstleistungen um 1,9 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres. Die Regierung musste ihre Erwartungen an die Staatsfinanzen deutlich nach unten korrigieren. Bislang erwartete man einen Überschuss der Wirtschaftsleistung von 0,7 Prozent, nun geht man von einem Primärdefizit von 0,34 Prozent aus. Damit muss die StaatspräsidentinDilma Rousseff erstmals in der Geschichte des Landes eine Haushaltsvorlage einreichen, die rote Zahlen prognostiziert. Die brasilianische Regierung muss nun neue Einnahmequellen finden und unbeliebte Sparmaßnahmen einleiten.
Die wirtschaftliche Lage und die Absatzkrise in Brasilien veranlasste den Autobauer Daimler am Montag dazu, die Arbeitszeit sowie die Bezahlung seiner Mitarbeiter im Werk in Sao Bernado bei Sao Paulo um ein Fünftel zu kürzen. Und General Motors reagierte mit einem Produktionsstopp in Argentinien. Sorgen um die Weltwirtschaft sind derzeit also durchaus berechtigt.
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